Ortega y Gasset, José


José Ortega y Gasset (* 9. Mai 1883 in Madrid, 18. Oktober 1955 in Madrid) war ein spanischer Philosoph, Soziologe und Essayist.


Ortega wurde in Madrid als Spross einer Journalistenfamilie geboren. Er besuchte die Jesuitenschule in Málaga und studierte Philosophie an der Universität Madrid, wo er 1904 promovierte. Von 1905 bis 1909 hielt er sich zu Studienzwecken in Deutschland auf.


Ortega war Gründer und Herausgeber der Zeitschriften España (1915-1924) und Revista de Occidente (1926-1936). Von 1910 bis 1936 hatte er eine Professur für Metaphysik an der Universität Madrid inne, von 1936 bis 1945 lebte er in der Emigration (Frankreich, Argentinien, ab 1943 in Portugal). Als Kulturphilosoph baute er auf Friedrich Nietzsche und Wilhelm Dilthey und der Lebensphilosophie auf.


Werke


· Meditationen über "Don Quijote" (1914)

· Die Aufgabe unserer Zeit (1923)

· Der Aufstand der Massen (1929, siehe auch: Masse (Soziologie))

· Buch des Betrachters (1934)



Klages, Ludwig


Friedrich Konrad Eduard Wilhelm Ludwig Klages (* 10. Dezember 1872 in Hannover, 29. Juli 1956 in Kilchberg ZH) war ein deutscher Lebensphilosoph, Psychologe und Begründer der wissenschaftlichen Graphologie.


Ludwig Klages ist bis heute insbesondere bekannt durch sein weitsichtiges und zivilisationskritisches Grußwort an den Ersten Freideutschen Jugendtag, der 1913 bei Kassel auf dem Hohen Meißner stattfand. 3
Philosophie


"Der Takt wiederholt, der Rhythmus erneuert."



Dieser kurze Satz aus dem Buch Vom Wesen des Rhythmus (S. 32) fasst Klages zentrales Anliegen zusammen: Der "Geist", damit gemeint ist die so genannte naturwissenschaftliche Vernunft, hier verant- wortlich für den mechanisch aufgefassten Takt, ist eine lebensfeindliche Macht und dem rhythmischen Leben entgegengesetzt.


Ludwig Klages hat sich intensiv für im weitesten Sinne ökologische Belange im Sinne der Natur- und Heimatschutzbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Schon früh prangerte er ganz konkret die Folgen der modernen Zivilisation, wie beispielsweise das Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, an.


Sein ganzheitliches Lebens- und Naturverständnis bezeichnete er selbst explizit als "Metaphysik des Heidentums". Zu seinem Heidentum gehört dabei allerdings nicht der Glaube an konkrete Gottheiten, sondern eine Sichtweise, in der der Kosmos als beseelt und lebendig erscheint.


In dem Aufruf Mensch und Erde, dem Grußwort an den Freideutschen Jugendtag, formulierte Klages eine scharfe Kritik an der Naturzerstörung. Diese machte ihn zu einem Vordenker der Ökologiebewegung, die über bloßen Umweltschutz hinaus geht.


Desweiteren rechnete er die Psychoanalyse seines Zeitgenossen Sigmund Freud - ohne ihn namentlich zu nennen - wegen ihrer Reduktion des Eros, auf die Fortpflanzung und die Denunziation aller nicht auf
Fortpflanzung bezogenen Erotik als Perversion zur "..Pfuscherpsychologie", deren Wirkung es sei, "...den schon abgestumpften Sinn der "Gebildeten" vollends erblinden zu machen für das Wesen des - Eros." (Vom Kosmogonischen Eros, S. 23)


Kritik


Klages war als Neu-Heide vehementer Gegner des Monotheismus und damit auch der jüdischen Religion, was ihm manchmal fälschlich als Antisemitismus ausgelegt wird.


Politische Kritik richtet sich gegen Klages` Denken sowohl von "links" als auch von "rechts". Von "links" wird seinem Denken - wie auch der gesamten Lebensphilosophie - "Irrationalismus" beziehungsweise eine gewisse "Geistfeindschaft" vorgeworfen. Historisch wurde er von den Nationalsozialisten und heute wird er aus dem "rechts-konservativen" Lager wegen seiner Ablehnung des modernen Staates und der technischen Zivilisation sowie seines Antimilitarismus abgelehnt.


Werke


ausgewählte Veröffentlichungen:


· Mensch und Erde (Aufsatz) (1913)

Vom Kosmogonischen Eros (1921) zitiert wird 9. Auflage, Bonn 1988, ISBN 3416002725

· Der Geist als Widersacher der Seele (1929-32, Hauptwerk in 3 Bänden)

· Vom Wesen des Rhythmus (Sylt, 1933)

· Die Sprache als Quell der Seelenkunde (1948, Sprachphilosophie)

· Das Problem des Menschen, Originaltonaufnahmen der beiden Radioessays Grundlagen der Charakterkunde (1949) und Das Problem des Menschen (1952). Audio-CD, Supposé Verlag, Köln 2004 ISBN 3932513371

· Ludwig Klages: Cosmogonic Reflections - umfangreiche Zitatsammlung (englische Homepage)


In der Jugendbewegung hatten diese Vorstellungen die größte Resonanz gefunden. Auch die Thesen von Wilhelm Dilthey und seiner Schüler hatten großen Einfluss ausgeübt. Nicht mehr rationales Erkennen, sondern erlebendes Innesein sollte zum Verstehen und Erfassen des Lebens führen, was in der Lebensphilosophie gezeigt wurde.


Ihre schlimmsten Auswirkungen hatten diese Vorstellungen, als sie mit antidemokratischen, antiparlamentarischen Richtungen verschmolzen und somit die Grundlagen der Stützung der jungen Weimarer Republik unterminierten.


Literatur


(1) Kurt Sontheimer, Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik. Die politischen Ideen des deutschen Nationalismus 1918 bis 1933, München 1978


Karlheinz Derke, Reich und Republik. Deutschland 1917-1933, Stuttgart 1981


Fritz K. Ringer, Die Gelehrten. Der Niedergang der deutschen Mandarine 1890-1933, München 1987









Literatur


· Reinhard Falter: Ludwig Klages. Lebensphilosophie als Zivilisationskritik. BooksOnDemand, Norderstedt 2003, ISBN 3833006781


Weblinks


· Ludwig Klages im Kirchenlexikon - Biographie und Bibliographie

· www.klages.ch - Die Philosophie von Ludwig Klages




Bergson, Henri


Henri-Louis Bergson (* 18. Oktober 1859; 4. Januar 1941) war ein französischer Philosoph und Nobelpreisträger. Bedeutender Vertreter der Lebensphilosophie, Vordenker des Existenzialismus.


Leben und Werk


Bergsons Leben verlief ohne besondere Zäsuren; die bedeutenden Punkte seines Lebens waren die Publikationen seiner drei Hauptwerke, 1889 der Essai sur les données immédiates de la conscience (Zeit und freier Wille), 1896 Matière et Mémoire (Materie und Gedächtnis) und L'Evolution créatrice (Die kreative Evolution) 1907. 4

Dilthey, Wilhelm


Wilhelm Dilthey (* 19. November 1833 in Biebrich; 1. Oktober 1911 in Seis bei Bozen) war ein Philosoph, Psychologe und Pädagoge.


Philosophie


Dilthey war um 1900 die Zentralfigur der so genannten Lebensphilosophie in Deutschland.


So wie Kant mit seiner Kritik der reinen Vernunft die erkenntnistheoretische Grundlage der Naturwissenschaften geklärt hatte, bemühte sich Dilthey in seinem lebenslangen Projekt einer Kritik der historischen Vernunft die Grundlage für die von ihm so benannten Geisteswissenschaften zu legen. In Deutschland hat sich insbesondere Hans-Georg Gadamer mit seinem Werk in kritischer Absicht auseinander gesetzt.


Wichtige Schriften


· Die Entstehung der Hermeneutik (1900)

· Das Erlebnis und die Dichtung (1906) 5



Anmerkung:
Dynamismus
Der Dynamismus spiegelt, wenn auch idealistisch verzerrt, die Dialektik in der Natur, die Idee der durch den Charakter des Widerspruchs vorangetriebenen Entwicklung in der Natur wider. Vor allem durch die Entdeckung John Daltons wurde der Dynamismus in

seiner Grundlage erschüttert. Die Atomhypothese wurde, durch die Praxis bestätigt, zur Entwicklungsform der Chemie des 19. Jahrhunderts. Die mechanizistische Atomistik des 18. Jahrhunderts war infolge ihrer historischen Beschränkheit nicht imstande gewesen, die dynamischen Auffassungen zu widerlegen. Dennoch ist sie historisch bestätigt worden.


Abgewandelte Formen des Dynamismus finden sich bei Arthur Schopenhauer, in Henri Bergsons Lebensphilosophie und bei Eduard von Hartmann. Eine der ausgearbeiteten Formen des Dynamismus an der Wende zum 20. Jahrhundert war der Energetismus (Energetik).

Zu den Wirkungen des Nominalismus im neupositivistischen Wiener Kreis


Über Hume und Berkeley fanden nominalistische Elemente Eingang in den Neukantianismus und von diesem in die Lebensphilosophie und den Positivismus. Der neupositivistische Wiener Kreis erkennt nur das "Erlebnisgegebene" (Sinnesdaten bzw. sinnlich wahrnehmbare Einzeldinge) als "wirklich" an und fordert, die Wissenschaft sollte sich auf Aussagen über dieses Erlebnisgegebene beschränken. Begriffe, die sich der direkten Konfrontation mit dem "Gegebenen" entziehen bzw. die nicht durch Aussagen über sinnlich wahrnehmbare Gegebenheiten definiert werden können, werden als wissenschaftlich wertlose Scheinbegriffe betrachtet.1





1[Enzyklopädie: Universalienproblem. DB Sonderband: Wikipedia Herbst 2004, S. 290411]

3[Enzyklopädie: Klages, Ludwig. DB Sonderband: Wikipedia Herbst 2004, S. 147452]

4[Enzyklopädie: Bergson, Henri. DB Sonderband: Wikipedia Herbst 2004, S. 27891]

5[Enzyklopädie: Dilthey, Wilhelm. DB Sonderband: Wikipedia Herbst 2004, S. 63703]