Erschöpfte Seele

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Psychiater Knittelbeck zur Volkskrankheit Depression:

Mittelfristig dürfte die Depression die zweithäufigste Erkrankung weltweit sein, nur noch übertroffenen von den Herz-Kreislauf Krankheiten (Streßkrankheit). Experten machen vor allem die Lebensbedingungen in den westlichen Gesellschaften für diese Zunahme verantwortlich: Überall Streß, Überforderung in allen Bereichen (vor allem auch am Arbeitsplatz, Schule etc.) zunehmende Existenzsorgen, Zwang zur permanenten Selbstdarstellung (narzißtische Gesellschaft) und viele andere Faktoren tragen zur Verbreitung der Depression bei.

August 2011 Olymp T-Versuche 004

Die Depression gilt unter Fachleuten als „Mutter aller Zivilisationskrankheiten“. Für rund 70 Millionen Menschen pro Jahr (lt. WHO) stellt die Depression eine dar, die ihre Lebensqualität stark einschränkt. Durch keine andere Erkrankung gehen in den Industrieländern mehr gesunde Lebensjahre verloren. Die modernen Lebensformen und der Arbeitsdruck führt immer mehr in Dauerstreß und Überforderung. Der französische Soziologe Alain Ehrenberg spricht in seinem gleichnahmigen Buch vom „erschöpften Selbst“, das überfordert ist von den „neuen Regeln“ der modernen Gesellschaft. (Unternehmen, Schule, Familie), die Welt hat neue Regeln“ schreibt A. Ehrenberg. [1]
>Die Seele kann nicht mehr.< Der Soziologe Alain Ehrenberg analysiert, wie im 20. Jahrhundert die Erschöpfung zur Massenerkrankung wurde.
Lähmende Gefühle der Erschöpfung und der Unzulänglichkeit gehören zu ihren Erkennungszeichen… [2] (Zeitartikel vom 7.10.2004 )
Die Biologisierung des Menschen und der Psychiatrie […]
Nun spielen die Neurotransmitter die Hauptrolle. Nicht die Geschichte des Subjekts interessiert, sondern seine Symptome. Das Unbewusste ist ohne Bedeutung. Entscheidend ist, daß einer, der sich als unfähig zum Handeln erlebt, wieder handeln kann. Das Subjekt wird nicht geheilt, es wird verändert. „Die wachsende Ausbreitung von Depressionen, der steigende Konsum von Antidepressiva und die Zunahme der Alkoholabhängigkeit sind für den französischen Soziologen Alain Ehrenberg Reaktionen auf die allgegenwärtige Erwartung von eigenverantwortlicher, authentischer Selbstverwirklichung.“ (Perlentaucher)

Ehrenberg glaubt, daß die Depression die Neurose als Volkskrankheit abgelöst hat. Der Wiener Professor für Neurologie und Psychiatrie, Viktor E. Frankl -((* 26. März 1905 in Wien; † 2. September 1997 ebenda) -Er begründete die Logotherapie bzw. Existenzanalyse („Dritte Wiener Schule der Psychotherapie“). schreibt 1977: Jede Zeit hat ihre Neurose – und jede Zeit braucht ihre Psychotherapie. In „Das Leiden am sinnlosen Leben“ (1. Aufl. 4/1977, Herder Freiburg, S.11) schreibt er: „Tatsächlich sind wir heute nicht mehr wie zur Zeit von Freud mit einer sexuellen, sondern mit einer existentiellen Frustration konfrontiert. ( Depression – Die existentielle Frustration). Und der typische Patient von heute leidet nicht mehr so sehr wie zur Zeit von Adler an einem Minderwertigkeitsgefühl, sondern an einem abgründigen Sinnlosigkeitsgefühl, das mit einem Leeregefühl vergesellschaftet ist – weshalb ich von einem existentiellen Vakuum spreche.“

„Meiner Erfahrung nach verbirgt sich hinter dem schulmedizinischen Etikett eine existentielle Frustration, dass heißt, bereits im frühkindlichen Stadium gab es eine subjektiv empfundene Bedrohung der eigenen Existenz (Schock), die dann in den fortschreitenden Jahren umschlug in Angst, nicht genügend Anerkennung zu bekommen (Angsterkrankung) und in der Gegenwart im zwischenmenschlichen Beziehungschaos (Zwang) versinkt.“ (Hans-Peter Hepe – 2008)
Der Sinn des Lebens:
Wenn wir einen Menschen fragen:“Was ist der Sinn des Lebens?“, kann er vielleicht nicht antworten. Die Leute zerbrechen sich im allgemeinen nicht den Kopf über diese Frage und versuchen nicht, Lösungen zu formulieren. In den Emotionen (Gefühlen) und im Unbewußten rumort aber dieses Sinnlosigkeitsgefühl im Menschen, es entwickelt sich zum Leiden am sinnlosen Leben (Depression).


[1] Alain Ehrenberg: Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart, Frankfurt am Main 2004
[2]

2 Gedanken zu „Erschöpfte Seele

  1. Hallo Irmi,
    Laut Psychotherapie-online dauert es 10 Jahre bis eine Angsterkrankung oder Depression vor allem von den Hausärzten erkannt wird. Nun vorgetäuschte Krankheiten gibt es natürlich auch immer wieder. Nur die dementsprechenden Patienten sind sich dessen oft überhaupt nicht bewußt. Viele Menschen (Patienten) streiten ja vehement ab, ihre Erkrankung könnte etwas mit der Psyche (Seele/Gemüt) zu tun haben. Anderen Patienten verschafft eine (somatische) Krankheit psychische Entlastung. Andere Patienten leiden immens – nehmen wir mal nur die Hypochonder – an ihren Symptomen/Beschwerden.

    Schönen (Feier)- Abend wünsche ich dir noch.
    VG
    Oskar

  2. Lieber Oskar,
    mit großem Interesse habe ich Deine Ausführungen gelesen.
    Wohin man hört – überall begegnet einem die Depression. Das Fatale ist, dass man diese Krankheit nicht immer früh genug erkennt. Aber man muss auch aufpassen: Manchmal wird diese Krankheit auch vorgetäuscht. einen solchen Fall kenne ich.
    Diese Person versetzt ihre Familie in Angst und Schrecken.
    Liebe Abendgrüße schickt dir
    Irmi

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