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Januar 2014 - 20 - Olymp 810 - SoSpZg WöWald 006

Römerbrunnen in Wössingen

Notizblatt_160

Fromm schreibt ausführlich über den Autoritarismus unserer Lebens- und Wirtschaftszustände. Sie alle sind nicht dazu angetan, den Menschen zum Bewußtsein seiner Freiheit gelangen zu lassen. Marx und seine Schüler haben darauf hingewiesen, wie sehr der moderne Produktionsprozeß die menschliche Entfremdung fördert. Wir sind alle in eine ungeheure Maschinerie eingespannt, die wir weder verstehen noch überblicken in ihrer Gesamtheit. Von daher erfährt das Individuum seine grenzenlose Bedeutungslosigkeit, über die es sich gerne hinwegtäuscht. Es greift zu sogenannten „Fluchtmechanismen“, die den Sinn haben, Angst und Isolierung zuzudecken.
Fromm beschreibt drei Fluchtmechanismen, nämlich die „autoritären Tendenzen“, den „Zerstörungstrieb“ und die „automatische Anpassung“.

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Nach Fromm hat der moderne Mensch viel zu wenig Möglichkeiten, um ein produktives Leben (aus sich selbst heraus) zu führen. Gerade in der Neuzeit besteht ein wuchtiger Druck zur automatischen Anpassung, der wir uns nur schwer entziehen können. Jedermann meint zwar, er sei „er selbst“; aber in Wirklichkeit sind sein Denken, Fühlen und Verhalten fast durchgehend normiert, und die Sozietät in uns bestimmt darüber, was wir für wahr, für wertvoll und für schicklich halten. Die überragende Macht des „Man“ oder der kollektiven Lebensform in jedem von uns hat auch Heidegger in seiner Existenzphilosophie grundlegend erörtert.

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Literatur:
1. Fromm, Erich, Die Furcht vor der Freiheit, EVA Frankfurt / EBG 1996
2. Fromm, Erich Wege aus einer kranken Gesellschaft- Eine sozialpsychologische Untersuchung dtv Verl. München ,1980 / 1991
3.  Fromm, Erich , Der moderne Mensch und seine Zukunft , EVA Frankfurt , 1955 / 1960