Holzweg der Psychiatrie:
Auf den Holzweg in die medizinisch verbrämte Disziplinierung war die Psychiatrie schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts geraten. Als eine Art oberstes Normen-Gericht übte sie wachsende und nahezu unkontrollierte Macht aus.
Wo immer sich im Wilhelminischen Reich Nonkonformisten oder Polit-Abweichler regten, hielten die Psychiater notfalls schnell erfundene diagnostische Verwünschungsformeln bereit – vom allgemeinen “Querulantenwahnsinn” bis zum “Suffragettenwahn” oder zur “Paranoia reformatoria s politica”, einer Schöpfung des prominenten Psychiaters Richard von Kraft-Ebing. Stets auf der Höhe der Zeit, entdeckten die “Seelendoktoren”, etwa während des Ersten Weltkrieges, bei Hamsterern eine gefährliche “Verprovian tierungspsychose”, bei ängstlichen Patrioten die “pathologische Spionenfurcht”. Zustatten kamen den Psycho-Richtern dabei die überaus dehnbaren “Zieharmonika-Begriffe” ( so US-Soziologe David Mechanic) ihrer Wissenschaft. (aus meinem Widerstand-Boykott-Netzwerk 2004)
Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Nur sind heute oft andere Kriterien im Vordergrund und andere Hetzjagden angesagt.