Ist Herakles, der tapfere Held der grichischen Mythologie, Abbild unserer Gesellschaft, getrieben, wie wir, von Süchten und maßlosen Ansprüchen, und dem Bedürfnis, gottähnlich zu sein?
In unserer Zeit, die offensichtlich den Zenit einer sinnvollen individuellen wie kollektiven Entwicklung überschritten hat, suchen wir vermehrt nach Impulsen, die den drohenden Untergang aufhalten, vielleicht sogar das Steuer im letzten Moment herumreißen könnten. Nachdem bewußtes Wollen und rationale Klugheit die Gesamtproblematik nicht verändert haben, wächst die Erkenntnis, daß im kollektiven Unbewußten, das C.G. Jung in die tiefenpsychologische Forschung eingebracht hat, Lösungsmöglichkeiten gespeichert sind, die in enger Verbindung stehen mit der Welt der Mythen.
Herakles – ein Suchender, vordergründig auf der Suche nach Abenteuern, nach Taten, die ihm zum Ruhm gereichen, ihn in gottähnlichen Glanz hüllen. Herakles – ein Sehnsüchtiger, erfüllt von dem Verlangen nach Wertschätzung, Geborgenheit, liebevoller Bezogenheit. Herakles – ein Süchtiger, sehnsüchtig suchend nach Inhalten, nach einem Sinn, den er selbst nicht zu benennen wußte.
Doch jeder äußere Erfolg offenbarte die innere Leere, jedes scheinbare Finden erwies sich als Illusion und machte ihn süchtig auf erneute Suche.
Paßt nicht gerade er in einer erschreckend aktuellen Weise in unsere Zeit, als Ausdruck unseres Menschseins, das sich in immer unmenschlicherem Sein gefällt? Ist nicht auch unsere satte, an Bildern, Erlebnissen und Taten überreiche Gesellschaft eine Gemeinschaft von Süchtigen?
Literaturverzeichnis:
Göll, Hermann: Illustrierte Geschichte der Mythologie, Bechtermünz Verl., 1991
Lutz, Christiane: Mythos und Psyche- Jeder ist Herakles, Bonz Verl., 1997
Hederich, Benjamin:
Gründliches Mythologisches Lexikon
Reprographischer Nachdruck der Ausgabe Leipzig, Gleditsch 1770 der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen.
1996, Wissensch. BG., Darmstadt
Herder Lexikon
Griechische und Römische Mythologie
Götter, Helden, Ereignisse, Schauplätze.
1995 Herder, Freiburg
Schwab, Gustav:
Sagen des klassischen Altertums
1978 DTV, München
Reucher, Theo: Das Glas hat einen Sprung, WBG Darmstadt, 1993
Bly, Robert: Die kindliche Gesellschaft – Über die Weigerung erwachsen zu werden Kindler Verl., 1997
Da ist was Wahres dran, lieber Oskar. Leider kenne ich mich mit den griechischen Sagen nicht so aus, (aber was nicht ist – kann ja noch werden ;-). Nur ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass in jedem von uns ein tapferer, gottähnlicher Held steckt oder wir meinen, einer werden zu müssen. Die Sehnsucht und das Verlangen nach Anerkennung, Wertschätzung, Geborgenheit und Liebe dagegen, scheint in allen Menschen vorhanden zu sein. Die Leere, die sich bei Nichterfüllung all dessen einstellt, wird dann eben mit allen möglichen Ersatzbefriedigungen gefüllt. Je „leerer“ ein Mensch, desto süchtiger wird er nach den Dingen, von denen er meint, dass sie ihm Glück und Zufriedenheit bescheren. Dass das eine Illusion ist, begreifen viele einfach nicht. Und so stürzen sie sich immer wieder in alle möglichen Vergnügen, nur um wenigstens für ein paar Stunden das Gefühl von Glückseligkeit zu empfinden oder einen „Kick“ zu spüren. Dass sie sich damit in einen Teufelskreis begeben, scheint ihnen einfach nicht bewusst zu sein. Ich denke, das hat nichts Heldenhaftes oder Göttliches, sondern ist eher ein Mangel an Selbstwertgefühl. Vielleicht sind wir tatsächlich alle auch nur auf der Suche nach Wahrheit, nach dem Sinn des Lebens. Wobei ich im Sinn des Lebens einfach nur das DASEIN sehe, ohne einen wirklich Sinn dahinter zu vermuten – aber wer weiß das schon ?! Vielleicht hat das alles hier auf Erden ja wirklich einen Sinn, den wir mit unserem „bescheidenen“, menschlichen Verstand einfach nicht erkennen können. Mich beschäftigt viel mehr die Frage woher wir kommen und wie alles entstanden ist.
Wie dem auch sei, das Leben ist schön und es ist wirklich (noch) schön auf dieser Welt zu sein.
Hab einen guten WAHL-Sonntag und mach dein Kreuzchen an der richtigen Stelle !
Liebe Grüße schickt Dir Laura, die auch deine anderen Posts aufmerksam gelesen hat und ebenfalls der Meinung ist, dass wir in einer total übersättigten, total verkorksten, zu verlottern drohenden “Jeder-für-sich-Gesellschaft“ leben.
Hallo Laura,
Auch dir Dank für Besuch und Kommentar.
Na, haste schon im Garten gewühlt und Rosen geschnitten ? 😉
Bei mir läuft der Gartenmotor noch nicht so richtig an, ihm fehlen wärmere Betriebstemperaturen. 😆
Das Kreuz (mit Kulli) an der richtigen Stelle gesetzt. 😉
Mit den Ersatzbefriedigungen hast du allerdings recht, daß ist heute sehr ausgeprägt. Sage ja immer, wenn ich so den Autoverkehr betrachte, ein Volk auf der Flucht vor sich selbst. Vorhin habe ich gerade im Autoradio gehört, Stuttgart hat Köln als Stauhaupstadt abgelöst. 50 000 neue PKW sind vergangenes Jahr neu zugelassen worden. Zur Zeit auch laufend Feinstaubalarm, nur fahren die meisten Autofahrer trotzdem munter weiter.
Karlsruhe kommt nun schon an 3. Stelle vor München und Frankfurt als Staustadt. 🙁 Selbst war ich dieses Jahr noch nicht in KA – obwohl nur 20 km bis Innenstadt.
Auch dir ein erfreuliches Wochenende.
Bei uns soll es ja wärmer werden. 🙂
VG
Oskar
Lieber Oskar,
ein Post zum Nachdenken. Wie eigentlich
jeder deiner Einträge.
Einen schönen Abend wünscht dir
Irmi
Hallo Irmi,
Danke für Besuch und Lob 🙂
Leider will der Frühling noch nicht so richtig – ist doch noch frisch, besonders Nachts. Nun ist morgen schon wieder Freitag.
Deshalb wünsche ich dir ein erholsames Wochenende.
VG
Oskar