Die Welt der Matrix – Illusionen

Die Welt ist für jede neue Generation immer zuerst Erwartung. Anspruch, Ideal, Traum; leidvoll wird der Widerspruch zwischen der Welt als Vorstellung und der Welt als Realität erfahren; die Auflösung des Widerspruchs zwischen dem Sein und dem Sollen der Welt gibt jeder Generation neu zu denken. Nur wer sich mit der Welt, so wie sie ist, von vornherein abzufinden vermag, braucht keine Fragen zu stellen. Jeder andere bleibt unangepaßt und erlösungsbedürftig: Er kann an Gottes Gnadenhand das Jammertal dieser Erde im Glauben an eine bessere Welt durchschreiten; er kann, eingehakt in seine Leidensgenossen, mit dem Kampfruf „Paradise now“ zur kollektiven Selbsterlösung aufmaschieren; und er kann im Alleingang nach der Wahrheit suchen und an ihr verzweifeln.
Wenn wir Arthur Schopenhauer als Kronzeugen einer unheilen Welt in den Zeugenstand rufen, so nicht in der Überzeugung, von ihm die Wahrheit zu hören. „Leid schafft nicht Wahrheiten“, möchten wir mit Ludwig Marcuse einschränken, „aber läßt vielleicht Augen wachsen für sie.“

C.G. Jung sagte später über Schopenhauer: „Er war der erste, der vom Leiden der Welt sprach, das uns sichtbar und augenfällig umgibt, und auch von Verwirrung, von Leidenschaft, vom Bösen – all diese Dinge, die die anderen (Philosophen) kaum wahrzunehmen schienen und stets in allumfassende Harmonie und Verständlichkeit aufzulösen versuchten. Hier war nun endlich ein Philosoph, der den Mut hatte zu sehen, daß es mit dem Universum nichtvon Grund auf zum Besten bestellt war.“ Vielleicht hinterließ er aus diesem Grunde einen dauerhafteren Eindruck in der Literatur als in der eher lebensfernen Philosophie.[31]
Literatur:

31  Stokes, Philip  Philosophen – 100 große Denker und ihre Ideen  Gondrom Verl  2003 
Zeitmatrix – Tunnel

Wie Hegel, nimmt Schopenhauer als Ausgangspunkt die Unerkennbarkeit der Dinge an sich – also der Realität, die in der kantischen Erkenntnistheorie hinter der phänomenalen Welt steht. Im Gegensatz zu Hegel akzeptiert Schopenhauer Kants Ansatz, daß die Wirklichkeit hinter der Welt der Erscheinungen – die Welt des Nous – für das subjektive Ich nicht erkennbar ist.