In der Bundesrepublik Deutschland ist der freie Bürger unmerklich wieder zum Untertanen geworden. Die Sorge um Sicherheit und Ordnung, hat eine Fülle von Gesetzen hervorgebracht, die den Freiheitsraum des Einzelnen immer mehr beschränken und der seelenlosen, computergesteuerten Überwachung ausliefern.
Wer aber das Recht zu kritischen Denken mißachtet, wem der Auftrag, die freiheitliche Verfassung zu hüten, zur Jagdleidenschaft gegen Andersdenkende entartet, vor dem sei gewarnt.
(Vorwort von Henri Nannen, Hamburg, im August 1978, zum Buch SOS – Sicherheit – Ordnung – Staatsgewalt – Freiheit in Deutschland – Ein Stern-Buch von Peter Koch und Reimar Oltmanns, 3. Aufl. 1978)
Damals wie heute schläft aber der deutsche Schlafmichel und rafft nichts.
”Die Rechtsstaat-Idee wird pervertiert in eine Machtstaat-Idee.”
”Die breite Öffentlichkeit indes erreichen auch diese Mahner nicht.” (S. 18)
”Am deutlichsten tritt diese Neigung zur disziplinierten Unterordnung in der breiten Klasse der Facharbeiter zutage, die durch Automation und Rationalisierungsmaßnahmen um ihre bisherige herausgehobene Stellung fürchten müssen. Sie spüren instinktiv, daß sie etwas sind, was Soziologen als “untergehende Klasse” definieren. Auf sie trifft zu, was Karl Marx und Friedrich Engels im Kommunistischen Manifest über die Bauern und die Kleinbürger gesagt haben: Sie sind nicht progressiv, sondern neigen zu einer reaktionären Haltung.” (S. 19)
Zu dieser Zeit nahm der Überwachungsstaat seinen Lauf. Da brauche ich nur an die Schnüffeleien, die Telefonüberwachung, z.B. Klaus Traube, (war ein deutscher Manager und Umweltforscher. In den 1970er Jahren wandelte er sich vom Spitzenmanager der Kernenergie – Industrie zum erklärten Gegner dieser Energieform. Nach seinem Gesinnungswandel wurde er vom deutschen Verfassungsschutz (überwiegend 1976) rechtswidrig abgehört Der politische Skandal , der sich daraus entwickelte, wurde als Lauschaffäre Traube bekannt. Klaus Traube war eine der Symbolfiguren der deutschen Anti-Atomkraft-Bewegung. – zit. nach Wikipedia) Er war u.a. Autor des Buches: Wir müssen umschalten. sowie:Wir Bürger als Sicherheitsrisiko: Berufsverbot und Lauschangriff; Beitrag zur Verfassung unserer Republik (rororo aktuell, 4181). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1977.
Zu Klaus Traube siehe auch: Der erste Aussteiger.
Dann die Machenschaften gegen Holger Strohm (Autor des Buches: 1971 schrieb er mit Friedlich in die Katastrophe sein erstes Buch über die Gefahren der Atomenergie, dem der Historiker Joachim Radkau bescheinigt, daß es einen „erheblichen Niveausprung in der bundesdeutschen Kernkraft-Kritik“ darstellte. Nachdem es von über 80 Verlagen abgelehnt wurde, veröffentlichte Strohm es zunächst im Privatdruck und dann 1973 im Kleinverlag Association mit einer Auflage von 4000 Stück. (Wiki)
Diese zwei Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt aus all den Machenschaften zu jener Zeit.
(Übrigens sind beide Bücher in meiner Bibliothek vorhanden)
Damals gab es wenigstens eine Außerparlamentarische Opposition und kritische Studenten. Heute jedoch Grabesruhe und Studentenschlafmützen.
Wenn ich dann noch die angeblichen Zahlen zur politischen Situation (Meinungsumfragen) sehe, dann kann ich nur ausrufen: Gute Nacht Deutschland!
Unterbelichtung wohin man schaut. 🙁
Nachtrag:
Und damals war Der Stern und Der Spiegel noch keine „Lügenpresse“, sondern damals deckte „Der Spiegel“ die Traube-Lausch-Affäre auf.Wie es ja eigentlich die Aufgabe einer „Freien Presse“ wäre. Heute sind sie mehrheitlich nur noch Erfüllungsgehilfen und Propagandposaunen der Ober- und Hintertanen, manchmal auch Geldsäcke genannt.
Oskar