Wo man auch hinschaut: Gaunereien + Machenschaften

Katharina Pistor: „Das Finanzsystem ist demokratisch nicht kontrollierbar“

Die rechtlichen Regeln des globalen Finanzkapitalismus werden von einer Handvoll amerikanischer und britischer Anwaltskanzleien geschrieben. Die Juristin Katharina Pistor erklärt im Interview, wie das sein kann, warum Kapital vor allem ein Code ist und wieso wir über Modelle der Vergesellschaftung nachdenken sollten.

Buch: Der Code des Kapitals

Interview auf PhiloMag (Philosophie Magazin) https://www.philomag.de/

In ihrem Buch zeichnen Sie etwa nach, was zumindest Nicht-Juristen staunen lässt: Ein Großteil des finanzökonomisch relevanten Privatrechts wird heute von amerikanischen und britischen Anwaltskanzleien geschöpft und dann weltweit in den einzelnen Staaten durchgesetzt – und zwar oft ohne, dass da je ein Parlament oder Gericht drüber entscheidet. Wie kann das sein?

Der kanadische Historiker Quinn Slobodian vertritt in seinem unlängst erschienen Buch Globalisten die These, bei der neoliberalen Globalisierung ging es keineswegs um die Schaffung freier Märkte, sondern vielmehr um die institutionelle „Ummantelung“ von Märkten im Sinne von bestimmten Profitinteressen, etwa durch die WTO. Ist das, was sie beschreiben, etwas ähnliches? Eine Art juristische „Ummantelung“ des Marktes?

Katharina Pistor lehrt als Edwin B. Parker-Professorin für Rechtsvergleichung an der Columbia Law School in New York. Ihr Buch „Der Code des Kapitals – Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft“ erschien 2020 auf Deutsch bei Suhrkamp.