Übe Dich in Gelassenheit

In der philosophischen Tradition wird Gelassenheit als „Ruhe des Geistes“ von der Unerschütterlichkeit der Seele (ATARAXIE) und Gemütsruhe unterschieden. Die Gelassenheit des Philosophen besteht nicht im Rückzug aus dem Alltagsleben, sondern muß sich in den alltäglichen Situationen bewähren.

Für Heidegger erwacht die Gelassenheit, „wenn unser Wesen zugelassen ist, sich auf das einzulassen, was nicht ein Wollen ist.“

„Laß dich von Dingen, die von außen an dich herangetragen werden, nicht zerstreuen, sondern schaffe dir Muße, etwas Gutes zu erlernen, und hör einmal auf, herumzuirren.“

Es ist aber noch ein anderer Umtrieb zu vermeiden: Viele, die ihr Leben mit vielen Geschäften abnützen, treiben mit größtem Ernst nur Kleinigkeiten und Kindereien, dass sie keinen Hauptzweck haben, worauf all ihre Bestrebungen und Absichten abzielen.

Wie leicht ist es, sich jede beunruhigende und nicht zur Sache gehörige Einbildung vom Hals zu schaffen und auszutilgen und so gleich Ruhe und Stille zu haben?

„Du mußt nicht meinen, daß etwas menschenunmöglich sei, nur weil du es kaum zuwege bringen kannst, sondern wenn etwas menschenmöglich und durchführbar ist, dann sieh es auch für dich als erreichbar an.“ (Marc Aurel)

„Übe Dich in Gelassenheit heißt auch: In Einklang mit sich selber sein, Herzensruhe gefunden zu haben.“

Seelischer Druck, Hektik, Streß, aber auch die Angst vor der Stille und innere Leere, darunter leiden viele. Leistung und äußerer Wohlstand allein können nicht bringen, wonach sich Menschen wirklich sehnen: innere Ruhe und Seelenfrieden.

Die vielen psychischen Ursachen für die Ruhelosigkeit des Menschen zeigen, daß die Unruhe nicht allein durch äußere Veränderungen hergestellt werden kann. Nur wer sich in aller Ruhe seiner Unruhe stellt, die Ursachen anschaut und nach Wegen sucht, mit sich selbst in Einklang zu kommen, wird die Ruhe finden, nach der er sich sehnt.

Nur wer in sich ruht, kann sich gegen Trends in der Gesellschaft stellen, die ihn in die Unruhe treiben möchten. [67, 68, 69, 70, 71, 72, 73]

Streßverhalten: Gelassenheit ist eine Zier.
Literaturliste:

67

Ulfig, Alexander

Lexikon der philosophischen Begriffe

Komet Verl. Köln

1997

68

Nollen, Bernard

Nutze den Augenblick-Gedanken zur Lebenskunst v. Marc Aurel

Dumont Verl. Köln

1999

69

Epiktet

Die Kunst vernünftig zu leben

Artemis Verl. Zürich /EBG

1958

70

Aurel, Marc

Wege zu sich selbst / Selbstbetrachtungen

Artemis Verl. Zürich / EBG

1958 / 1988

71

Grün, Anselm

Herzensruhe – In Einklang mit sich selber sein

Herder Verl. Freiburg

1998

72 *

Heidegger, M.

Gelassenheit

1979

73

Heidegger, Martin

Sein und Zeit

Max Niemeyer Verl. Tübingen

17. Aufl. 1993

(Quelle: Ursprünglich auf MP-Netz)
Angesichts dieser dekadent verrückten Welt ist es dringend notwendig Psychohygiene zu betreiben. Sich weitgehend aus dem normalen „Betrieb“ heraushalten und weitgehend die Propagandamedien meiden. Meine neue Lebensumgebung ist dafür sehr gut geeignet. Entschleunigung läßt sich wunderbar hier in meiner natürlichen schwedischen Umgebung praktizieren.

2 Gedanken zu „Übe Dich in Gelassenheit

  1. Das ist wirklich wahr! Wie oft verliert man sich in Unwichtigkeiten. Und wenn man sich die Menschheit heute so anschaut … über „zu viel“ Arbeit wird häufig geklagt, doch die Arbeit wird sich selbst beschafft, z.B. mit mehrstündigem Handy-Gedaddel täglich. Nagut, wie Blogger haben uns auch „Arbeit“ beschafft, das Internet gibts ja nicht erst, seit es Smartphones gibt …. nur wurde es für all jene zugänglich, die mit Computern nie umgegangen sind und es scheinbar auch nicht lernen.
    Und genauso ist es, äußere Veränderungen bringen nicht viel, man nimmt sein „Päckchen“ überall mit hin.
    Ich bin ja sonst niciht so die Philosophische oder gar ein Schöngeist, wie wohl unsere Irmi es war, aber mich interessiert die Philosophie dennoch, auch die Psychologie … und der Mensch an sich.
    TV haben wir schon Jahrzehnte nicht mehr bzw. das Gerät steht da, wird aber nicht genutzt. Mir fiel das nie schwer, denn ich wurde als Kind und Jugendliche schon sehr „berieselt“, ohne mir dies jedoch zu eigen zu machen. Hatte schon früh keinen Fernseher, bereits in der WG, in der ich lebte, war ich abstinent. Wir leben so viel besser, als ständig dem Lärm der Medien ausgesetzt zu sein. Seltsamer Zwang, dem sich so viele unterwerfen … vielleicht aus Angst, nicht „mitreden“ zu können?

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