Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen

Wer zur Quelle will, muß gegen den Strom schwimmen. Das ist zwar anstrengender wie sich mit dem Strom treiben lassen, es kostet auch mehr Kraft und auch Überwindung der Feigheit und Bequemlichkeit.

Erich Fromm schreibt:

Wir beobachten nämlich, daß jede säkulare Wirtschaftsform (Feudalismus, Kapitalismus usw.) einen entsprechenden Menschen- und Charaktertyp benötigt, der sie entwickelt und trägt.

Die Familie als „Agentur der Gesellschaft“ wirkt auf die Triebhaftigkeit des Menschen ein und erzeugt jene Persönlichkeiten, die die Gesellschaft wünscht. (Hier ist E.Fromm sehr eng an W. Reich) Erziehung, Ethik, Propaganda, Religion und Justiz prägen dem Einzelnen jenen „Gesellschaftscharakter“ auf, den die „herrschenden Klassen“ für wünschenswert halten.

Der Gesellschaftskritiker Fromm zeigt aber nicht nur die menschliche Verkümmerung in der kapitalistischen Kultur- und Geisteswelt auf. Er kritisiert auch ihre Justiz, die einen riesigen Strafapparat (der sehr kostspielig ist) aufzieht, welcher eine Kriminalität bekämpft, die die Gesellschaft selbst durch Armut, soziale und erzieherische Mißstände, durch Triebrepression und kollektive Unvernunft hervorruft.

Aber in diesem Wahnsinn ist sehr wohl Methode. Die Justiz ist immer auch herrschaftsstabilisierend.

Für den frühen Fromm ist Religion ein exquisites Hilfsmittel der „Klassenherrschaft“; sie macht die Menschen unselbständig und bietet illusionäre Befriedigungen und Vertröstungen, die nie eingelöst werden.
(ursprünglich auf MP-Netz)

„Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein“. (Kurt Tucholsky

Vor allem die psychoanalytische Charakterologie E. Fromms ist für den Sozialforscher nützlich. Fromm knüpft an die Forschungen von Freud und Karl Abraham an, die den analen und den oralen Charaktertyp beschrieben; später wurden auch die Konturen des phallischen und genitalen Charakters sichtbar gemacht. Fromm fügte hier bei, daß nicht nur Individual-, sondern auch Gesellschaftscharaktere und der „Geist der Zeit“ libidotheoretisch verstanden werden können. Er kommt wieder auf den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Analität zurück. Auch hier möchte ich auf Wilhelm Reich und seine Charakterologie verweisen. Mit der Charakteranalyse schuf Reich ein Standardwerk der Psychoanalyse.

Kranke Gesellschaft: Der moderne Mensch und seine Zukunft – Diese Arbeit / dieses Buch von Erich Fromm ist heute noch viel dringlicher zu sehen, weil die Probleme sich seitdem massiv verschlechtert haben. Der heutige Massenmensch ist deformiert und dekadent bis auf die Knochen.

Der moderne Mensch und seine Zukunft:

Dieses Buch Erich Fromms ist ein ehrgeiziges Unterfangen: Es will die seelische und geistige Erkrankung der gegenwärtigen Gesellschaftstruktur auf den Begriff bringen. Fromm ist sich wohl bewußt, daß es schwierig ist, von einer „Menschheitsneurose“ zu sprechen. Beim einzelnen Neurotiker hat man als Kontrast die Gruppe der angeblich normalen Menschen, die unauffällig funktionieren und keine manifesten Symptome aufweisen. Woher aber soll man den Hintergrund nehmen, auf dem sich die Gesellschaftpathologie abhebt? Schon Sigmund Freud sah dieses Problem in Das Unbehagen in der Kultur (1930).

Fromm verweist auf die hohe Zahl der Morde, Selbstmorde und Alkoholiker in den Kulturländern, um daraus die Schlußfolgerung abzuleiten, daß es um die sogenannte „Normalität des Kulturmenschen“ schlecht bestellt sei. Wo aber Millionen Menschen an seelischen Ausfallserscheinungen leiden, ist es vielleicht besser, von „Defekt“ anstatt Neurose zu sprechen. Wir stehen offenbar vor der Tatsache, daß der Zivilisationsprozeß den Menschen nicht zur seelisch-geistigen Reife führt, sondern aus ihm nur eine Karikatur dessen macht, was er von seinem Wesen her sein könnte.
All dies habe ich zwar schon öfters thematisiert, aber man muß sich keinen Illusionen hingeben, der Untergang, der Abstieg von Europa, insbesondere des EU – Europas ist unaufhaltsam. Man muß sich in D. auch nur das alltägliche Affentheater ansehen und man kennt die Richtung des Niedergangs. (aktuell das unwürdige undemokratische Gebaren im Thüringer Landtag). Das Land Absurdistan Germanistan hat fertig.

Es ist kein rettendes Land in Sicht. Vom Wahnsinn umzingelt und blind für ihn taumelt das Abendland in seine Bedeutungslosigkeit. In vorderster Front mal wieder Deutschland.

Finis Germania

Der Universalgelehrte Rolf Peter Sieferle hat mit dem posthum veröffentlichten »Finis Germania« seine Nachtgedanken zur Lage Deutschlands hinterlassen. In dreißig inhaltsschweren und tiefgründigen, teilweise fragmentarischen Kurztexten beleuchtet er ohne Rücksicht auf Thementabus und medial verabredete Sprachregelungen Deutschlands jüngere Vergangenheit und Gegenwart und wirft einen abgründigen Blick in die Zukunft. So beschreibt er als mentalen Kern eines politisch flächendeckend ausgewucherten »Sozialdemokratismus«, daß »Differenzen aller Art für schlechthin unerträglich gelten« und die proagierte Lösung des Individuums aus seinen Verbindlichkeiten in der Vorfahren-Nachfahren-Kette als dessen Trennung »von seinen Ahnen, von der Geisterwelt, vom Absoluten.« Der »Mythos VB« (= Vergangenheitsbewältigung) benannte Teil des Buches führte schließlich zu einem Medienskandal. Der Autor wurde diffamiert, der Inhalt (absichtlich oder aus Dummheit) falsch verstanden und das Buch aus den Bestsellerlisten entfernt. Letztlich hat dieser unerhörte Vorgang jedoch zu dem Riesenerfolg von „Finis Germania“ beigetragen. Eine von uns lizensierte Ausgabe des Buchs erschien 2017 im Verlag Antaios. Im Landtverlag veröffentlichen wir im März 2019 eine neue Auflage des Titels mit einem Nachwort von Thomas Hoof, das die Skandalisierungsgeschichte von „Finis Germania“ nachzeichnet.

Auch dieses Buch habe ich schon vorgestellt und gelesen.  – Finis Germania 2017
von Rolf P. Sieferle – In der Auseinandersetzung zeigte sich in aller Deutlichkeit, was mit dem Land los ist. GAGA bis unter die Haarwurzeln.

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